Morgenröthe-Rautenkranz historisch

Bergbau auf Eisen und Zinn war – wie bei vielen Orten des Erzgebirges –Anlass der Besiedlung des Raumes an der Großen Pyra und Mulde zwischen dem Weitersweg  und der böhmischen Grenze.  Erste urkundliche Erwähnung erfolgt für die Grube „Morgenröthe“ unter dem 08.04.1618, tatsächlich existierte sie aber schon im 16. Jh.. Als Gründungsdatum für den Ort gleichen Namens wird allerdings das dem Hans HUTZSCHENREUTHER unter dem 15.07.1652 erteilte Privileg zur Errichtung eines Eisenhammerwerks an der Großen Pyra dokumentiert. Für Rautenkranz gilt das im Zusammenhang mit der Erteilung eines gleichartigen Privilegs für Elias STEINIGER am 30.01.1680. Aber auch hier ging der Bergbau wesentlich früher um, hier vor allem durch Seifen auf Zinn. Dendrochronologische Untersuchung von Bodenfunden im Jahre 2009 bestätigen dies bereits für das 16. Jh..

Die Hammerwerke werden durch die jeweiligen Besitzer mit wechselndem Erfolg betrieben, was sich auch in häufigen Besitzerwechseln zeigt. Der möglichst effektiven Auslastung der Wasserkraft geschuldet, entwickelten sich in beiden Orten die Werke als Ober- und Unterhammer, teilweise mit unterschiedlichen Eigentümern. So gehörte der im Waldweiler Sachsengrund für das Werk in Rautenkranz errichtete Hochofen zeitweilig jeweils zur Hälfte zum Unter- bzw. Oberhammer.

1798 erwarb Gottlob Imanuel LATTERMANN aus Leipzig das Morgenröther Werk. Sein Sohn Heinrich Ludwig LATTERMANN ließ 1799 einen neuen Hohen Ofen errichten. 1820 tat er das erneut. Hierbei handelt es sich um den 1874 stillgelegten letzten Holzkohlen-Hochofen des Werkes, der durch Interessenten in Morgenröthe jederzeit besichtigt werden kann.
1810 übernahm LATTERMANN das Rautenkranzer Hammerwerk. 1835 erwarb er das Tannenbergsthaler Werk von der Familie MANGOLD, legte es dann aber still und verkauft es später an den Wachstuchfabrikanten KEFFEL. Die Werke in Morgenröthe und Rautenkranz arbeiteten weiter als Eisengießereien und Maschinenfabrik. Ab 1864 ist die Herstellung von Glocken, hauptsächlich als Schlagglocken für die Turmuhrenherstellung nachweisbar. Hierfür fand eine bei LATTERMANN entwickelte Eisenlegierung, der Klanghartguss Verwendung. Ab 1918 erfolgte das in Zusammenarbeit mit der Firma SCHILLING/Apolda. Von 1918 bis 1968, dem Jahr des Untergangs der Morgenröther Gießerei, wurden nachweisbar fast 10.000 Kirchenglocken in 22 Länder der Erde geliefert.

Zum heutigen Ortsnamen
Ursprünglich ein kleiner Ortsteil von Morgenröthe-Rautenkranz, unter dessen Namen sich am 01.10.2009 die Gemeinden Tannenbergsthal, Morgenröthe-Rautenkranz und Hammerbrücke mit ihren Ortsteilen Gottesberg, Jägersgrün, Schneckenstein, Sachsengrund, Friedrichsgrün und eben Muldenhammer freiwillig zusammenschlossen. Der hierbei als Namensgeber fungierende kleinste Ortsteil, um die Wende des 16. zum 17. Jh. durch den Floßmeister Peter FICKER als Eisenhammer gegründet, wenige Jahre später aber als Teil seines Messingwerkes Niederauerbach (heute Rodewisch) zu einer Messingschlägerhütte umgestaltet, liegt zwischen Jägersgrün und Rautenkranz.

Zur Kirchengeschichte
1716 erscheint in Rautenkranz erstmalig ein Bethaus. Bereits 1680 hatte der Hammerherr Elias Steiniger um Genehmigung zum Bau eines Bethauses nachgesucht. Nach einhundert Jahren stürzte das Gebäude zusammen. Ab 1820 bemühte sich H.L. Lattermann um staatliche Unterstützung für den Bau einer Kirche. Was man ihm gewähren wollte, entsprach nicht seinen Vorstellungen und so ruhte die ganze Angelegenheit zunächst. 1838 wurde der Grundstein für die neue Kirche in Rautenkranz gelegt, 1842 der Bau vollendet. Erster Pfarrer war der Auerbacher Vikar Julius SAHR.

August 2010
K. Paul
Verein f. Heimatgeschichte Morg.-Rautenkranz

Tourismusverband Vogtland e.V. Sagenhaftes Vogtland